pm Kiemenschlitzaal 15.01.2021
Kopfstudie von Rakthamichthys digressus, einer der Arten der neu beschriebenen Gattung.

Kiemenschlitzaal: Blutrot im Untergrund


Senckenberg-Wissenschaftler Ralf Britz hat gemeinsam mit internationalen Kolleg*innen eine neue Fischgattung beschrieben. Die zur Familie der Kiemenschlitzaale gehörenden, blinden Fische leben im südlichen Indien in unterirdischen Gewässern und sind rot gefärbt. Zusätzlich ordnete das Team drei weitere Fischarten der neuen Gattung zu. Die Studie erschien kürzlich im Fachjournal „Ichthyological Exploration of Freshwaters“.

Kiemenschlitzaale (Synbranchidae) haben einen länglichen Körper ohne Brust-, Bauch-, Rücken-, After- und Schwanzflossen und sind auf allen Kontinenten – mit Ausnahme der Antarktis – zu finden. „Insgesamt gibt es 26 bestätigte Arten dieser Knochenfischfamilie. Einen ‚Hotspot’ von 6 Arten findet man im Gebiet der Western Ghats, einem Gebirgszug entlang der Westküste Indiens“, erklärt Dr. Ralf Britz von den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden und fährt fort: „In der Nähe eines kleinen Ortes der Provinz Kerala wurde das von uns untersuchte Tier 1998 gefangen und von zwei amerikanischen Wissenschaftlern als Monopterus roseni beschrieben. Es gehört zu der dort unterirdisch lebenden Fischfauna mit derzeit 10 Fischarten aus fünf Familien.“

Mittels Computertomographie und genetischer Methoden konnten der Dresdner Biologe und Forschende aus Indien und den USA signifikante Unterschiede zwischen Monopterus roseni sowie drei weiteren rot gefärbten, unterirdisch lebenden Arten und allen übrigen Kiemenschlitzaal-Arten feststellen. „Diese – erst heutzutage möglichen Untersuchungen – haben letztlich dazu geführt, dass wir die neue Gattung ‚Rakthamichthys’ für diese vier Arten eingeführt haben. Die vormals als Monopterus roseni beschriebene Art wird nun zur Typusart dieser neuen Gattung mit dem aktualisierten Namen Rakthamichthys roseni“, erläutert Britz.

Die Typusart ist blind, etwa 17 Zentimeter lang und lebt unterirdisch in wasserführenden Laterit-Gesteinsschichten. „Die sehr schlanken Tiere sind kräftig rot gefärbt. Dies spiegelt sich im Namen der neuen Gattung wieder: Raktham bedeutet in der Sprache Malayalam ‚blutrot’, der Zusatz ichthys ist das griechische Wort für Fisch“, schließt Britz.

Publikation

Ralf Britz, Neelesh Dahanukar, Ariane Standing, Siby Philip, Biju Kumar and Rajeev Raghavan (2020): Osteology of ‘Monopterus’ roseni with the description of Rakthamichthys, new genus, and comments on the generic assignment of the Amphipnous Group species (Teleostei: Synbranchiformes).
DOI: 10.23788/IEF-1163

Pressematerial

pm Kiemenschlitzaal 15.01.2021

Kopfstudie von Rakthamichthys digressus, einer der Arten der neu beschriebenen Gattung.

Foto: Senckenberg/Britz

pm Kiemenschlitzaal 15.01.2021

Die blinden, rotgefärbten Fische leben unterirdisch im wasserführenden Gestein.
Foto: Senckenberg/Britz