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Invasive Krebstiere: Weltweite Kosten von 236 Millionen Euro
Hauptverursacher der Schäden sind der Signalkrebs, die Europäische Grüne Krabbe und die Chinesische Wollhandkrabbe
Senckenberg-Wissenschaftler Phillip Haubrock hat gemeinsam mit einem internationalen Team die wirtschaftlichen Kosten, die invasive aquatische Krebstiere weltweit verursachen, berechnet. Die Forschenden kommen zu dem Ergebnis, dass solche gebietsfremde Arten bislang einen finanziellen Gesamtschaden von 236 Millionen Euro verursacht haben. Hauptverursacher sind hierbei Flusskrebse, allen voran der Signalkrebs und Krabben, wie die Europäische Grüne Krabbe und die Chinesische Wollhandkrabbe. Die Forscher*innen zeigen zudem in ihrer im Fachjournal „Science of the Total Environment“ erschienenen Studie, dass die tatsächlichen Kosten sogar noch deutlich höher liegen, als die bisher erfassten.
Süßwasser-Ökosysteme reagieren besonders anfällig auf die Einführung gebietsfremder Arten wie Muscheln, Krebstiere, Fische oder Wasserpflanzen. „In den letzten Jahren wurden erhebliche Fortschritte beim Verständnis der ökologischen Auswirkungen invasiver Arten auf diese Ökosysteme gemacht“, erläutert Dr. Phillip Haubrock vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt und fährt fort: „Doch obwohl den Einschleppungswegen und Auswirkungen dieser gebietsfremden Arten in den letzten Jahren mehr Aufmerksamkeit geschenkt wurde, sind die entstehenden wirtschaftlichen Kosten häufig noch unzureichend bekannt.“
Haubrock hat mit einem internationalen Forschungsteam, dem Mitglieder verschiedener Institutionen in Tschechien, Spanien, Deutschland, Großbritannien, den USA, Italien und Frankreich angehören, erstmals veröffentlicht, wie hoch die monetären Schäden sind, die Krebstiere weltweit in Süßgewässern anrichten. Hierfür unterteilten die Forschenden die untersuchten Crustaceen in Flusskrebse und Krabben, da diese aufgrund ihrer Größe, ihrer zentralen Rolle in Ökosystemen und ihrer Toleranz gegenüber verschiedenen Umgebungen im Allgemeinen als die schädlichsten invasiven Krebstiere gelten. „Die durch Krebse verursachten Kosten können wir hauptsächlich dem Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus) in Schweden zuschreiben – diese Art verursachte dort seit dem Jahr 2000 Schäden von 101,5 Millionen Euro“, so der Gelnhäuser Biologe. 80 Prozent der auf Krebse zurück zu führenden Kosten sind auf die Schädigung der Ökosysteme oder den Verlust von Ressourcen zurückzuführen.
Invasive Krabben verursachten in Nordamerika (57%) und Europa (42%) monetäre Kosten von 130,3 Millionen Euro, die hauptsächlich auf die Europäische Grüne Krabbe (Carcinus maenas) und die Chinesische Wollhandkrabbe (Eriocheir sinensis) zurückzuführen sind. Diese Invasionen betrafen in erster Linie die Fischerei. „Die globalen wirtschaftlichen Kosten invasiver aquatischer Krebstiere beliefen sich seit der Erfassung in den 1960er-Jahren auf 236 Millionen Euro. Um diesen Schaden zu decken, müsste man von jedem*r Bürger*in Deutschlands, Frankreichs, Italiens und Spaniens einen Euro verlangen”, fasst Haubrock zusammen.
Die Forschenden zeigen in ihrer Studie, dass die tatsächlichen Kosten sogar deutlich höher liegen und die Schäden in den letzten Jahren zudem stark zunehmen. Haubrock hierzu: „Leider gibt es bei der Erfassung der invasiven Krebstiere und der entstehenden Kosten große Datenlücken: Das fängt bei der Abwesenheit ganzer Kontinente, wie Afrika oder Australien, an und geht mit fehlenden Daten zu Zeiträumen und Arten weiter. Wir gehen daher davon aus, dass die gemeldeten monetären Kosten stark unterschätzt werden!“ Die Forscher*innen unterstreichen in ihrer Studie die Notwendigkeit einer systematischen Erfassung der Kosten in dieser taxonomischen Tiergruppe, um das wahre Ausmaß der durch invasive Krebstiere verursachten monetären Kosten besser einschätzen zu können.
Publikation: Kouba, A., Oficialdegui, F.J., Cuthbert, R.N., Kourantidou, M., South, J., Tricarico, E., Gozlan, R.E., Courchamp, F., & Haubrock, P.J. (2022). Identifying economic costs and knowledge gaps of invasive aquatic crustaceans. Science of the Total Environment, 813:152325. https://doi.org/10.1016/j.scitotenv.2021.152325